"Theresaaaa...bleib bei mir!!!"
So rief die Millionenmetropole, als sich die Hochhäuser langsam im Rückspiegel entfernten und die gerade aufgehende Sonne uns verabschiedete. Eine Woche in einer der vielseitigsten und aufregendsten Städte, die ich je gesehen habe. Eine Woche in einer Stadt, in der nur eine Starßenecke der Eingang in eine völlig andere Welt sein kann. In der nur eine Brücke französischen Renaissance-Stil von moderner Hochhausstruktur trennt. In der zwei U-Bahn Stationen Theater- und Bankviertel verbinden.
Am Mittwoch ging es um 5 Uhr morgens Richtung Hauptstadt, der Kofferraum voll, die Rückbank vollständig besetzt. Kaum waren wie los gefahren kuschelte sich mein jüngster Bruder Leandro aus meiner zweiten Gastfamilie mit seinem Kissen auf meinen Schoß und schlief ein. Und ich habe zugeschaut wie die Lichter von Trelew langsam verschwanden und ihm dabei über den Kopf gestreichelt. Dann ließ sich auch Luciano auf Leandros Schulter fallen und auch meine Äuglein wurden immer schwerer und schwerer. Eigentlich lässt sich von der Fahrt nichts Spektakuläres berichten, wir haben fast die ganze Zeit geschlafen (ich habe Leandro wirklich gerne ein Nest auf meinem Schoß geboten, aber irgendwann, wenn die Sonne durch das Fenster knallt...und du dich deines Kissens im Rücken und des Kissens Leandros immer bewusster wirst.... xD), auch mal getanzt (soweit das die Rückbank zuließ :) ) und Mate getrunken. Das wirklich interessante ist wie viele Gesichter die Landschaft Argentiniens hat. Stunden um Stunden kann man durch die Wüsten bis Steppenähnliche Landschaft fahren ohne dass sich etwas verändert, doch sobald man den Rio Colorado überquert ist es, als hätte man ein anderes Land betreten. Ich wurde an Deutschland erinnert, als wir an endlosen Feldern (wunderschöne gelbe Sonnenblumen und Soja), Bäumen und Weidelandschaften vorbeifuhren (allerdings verändert sich auch diese Landschaft stundenlang nicht) und als wir nur noch 20 Minuten von der Hauptstadt entfernt waren, konnte ich mir gar nicht vorstellen dass hinter all diesen Feldern und Wiesen eine Millionenstadt auf mich wartete. Doch schon bald wurden die Werbetafeln dichter, die Häuser höher und als wir schließlich vor dem Apartment von Gabys Cousine hielten (diese weilte in Mexiko und hat uns liebevoller Weise ihre Wohnung samt Swimmingpool überlassen) und ich aus dem Auto stieg spürte ich sofort dass wir in einer Großstadt waren. Jede große Stadt hat den selben Duft, die selbe Atmossphäre und den selben Klang, auch wenn man-wie wir- eine halbe Stunde vom Zentrum entfernt wohnt.
Der Donnerstag war dem Stadtrundgang gewidmet, der Einkaufsstraße Florida (nach 5 Monaten Chicken McNuggets bei Mc Donalds, yeah!!!! xD), der "Casa Rosada" (dem Regierungssitz der Präsidentin, die hier nicht Frau Kirchner sondern einfach nur Cristina genannt wird), der Kathedrale, Puerto Madera (dem keine 10 Jahre alten und "neu geschlüpften" "In"-Viertel, gläserne Hochhäuser, suabere Parks, Galerien und Restaurants mit horrenden Preisen), der "Wall-Street" in Buenos Aires, dem Luna Park, in den Shakira kommt wenn sie Argentinien besucht und einfach das genießen der alten Häuser, der prachtvollen Ministerien aller Art, den Tangotänzern auf der Straße, den Straßenhändlern, den Antiquitätenläden...usw. Am Abend waren wir dann völlig K.O., ich bin sofort in den Pool gehüpft, Leandro und Luciano anch einigem Zögern und Überredungskünsten (Ich: "Komm schon, das Wasser ist nicht so kalt" Leandro:"Okay...scheiße ist das Wasser kalt, du hast gesagt es wäre NICHT kalt" Ich:" Komm schon, so kalt ist es nicht, spring einfach rein" Leandro: "ch weiß nicht" Ich:"Wenn du nicht freiwillig gehst, komm ich und spritz dich nass" Leandro:" Okay...-Platsch- scheiße ist es kalt, ich geh wieder raus, wie kannst du sagen es wäre nicht kalt"....) auch und wenn man schon mal in Buenos Aires ist will natürlich die gesammelte Verwandtschaft (Gaby stammt aus Buenos Aires) dass man sie besucht. Also eröffneten wir trotz Müdigkeit den Besucherreigen bei Bernardos Bruder Pablo, der seinen 40. geburtstag hatte und uns mit Sushi und anderen Leckereien Willkommen hieß.
Am Freitag ging es dann in den Parque de la Costa, DEN Vergnügungspark in Buenos Aires, der etwas eine Stunde von zu hause entfernt lag. Verblüfft und gleichzeitig lachend betrachtete ich an einer Bahnstation die vielen Banner die unseren geschätzten Freund Mao samt rotem Stern und in Kontakt mit seinem Volk sah, ich wusste nicht wie diese Kunstwerke da hin gekommen waren, aber anscheinend stellte nur ich mir diese Frage, mein Vater Bernardo sah das ganz gelassen. Der Vergnügungspark barg dann wundervolle Attraktionen, zwei riesige Achterbahnen die Luciano und ich gefahren sind, natürlich in dem wir uns beim Hochfahren fragten warum wir das denn überhaupt tun müssten und als die Fahrt vorbei war fragten: "nochmal?" Der Rest der Familie hat das von unten mit Bewunderung angesehen, mit leandro sind wir dann mehrmals eine kleine Spaß Achterbahn gefahren, die wirklich super zum genießen war und nicht aus bloßem Adrenalin bestand. Leandro und ich haben bei der Fahrt gesungen, gewunken, geklatscht ("Hey, hey, hey" "Y Las Manos Arriba Arriba Arriba Arriba!!!!") und konnten uns am Ende vor Lachen kaum halten. Schlimmer kam es noch als wir zu dritt (ich und meine Brüder) ins "Infierno" gegangen sind, als es schon fast zumachte. Das "Infierno" ist so etwas wie eine Geisterbahn zum Laufen, wo die Leute von hinten packen und dich mit ner Kettensäge verfolgen. Beim ersten Mal ist das wirklich beängstigend, doch als wir dann spät zum zweiten Mal ganz alleine durchgingen begrüßten wir die Erschrecker mit "Buh", "Wie heißt du?, "Kann ich deine Nummer haben" und "Komm gib mir fünf!" Die Typen haben das sogar mitgemacht, abgeklatscht und uns mit Schulterklopfer verabschiedet. xD
Um acht Uhr abend begann dann noch eine unglaublich tolle Wasser- und Lasershow mit Feuerwerk, alles mit viel Aufwand vorbereitet, der einen wunderschönen Abschluss für diesen tollen tag gezaubert hat. Kaum zu Hause trudelte schon Gabys Verwandtschaft ein, wir haben Empanadas und Pizza bestellt und einen ruhigen Abend gemacht, ich war früh im Bett. =)
Am Samstagmorgen ging es dann mit Gaby, die froh war endlich mal mit ner Tochter in Ruhe shoppen gehen zu können, auf die Straße Cordoba, die voll von markenoutlets ist. Addiert man den Sommerschlussverkauf stehen am Ende der Gleichung eine geniale, blaue Handtasche und ein Wintermantel den sich das Thereschen von dem Geld ihrer wundervollen und unübertrefflichen Omi gekauft hat. Damit das Schätzecken sich doch was Schönes kaufen kann! :) Am Samstagabend ging es dann auf die Party meines Onkels Pablo, der an nichts gespart hatte und deshalb eine unvergessliche Feier in einer Bar veranstaltet hat. Von exquisiten (first class ;)))) xD) Häppchen über Jongleure und Tanzauftritte zu wildem tanzen (bei dem ich natürlich nicht gefehlt habe ;) xD) war alles dabei. Es waren sogar drei Jugendliche in meinem Alter da, mit denen ich mich hervorragend verstanden und getanzt habe und als sie gingen und ich dachte "jetzt machst du Pause" habe ich einfach weiter mit meinem Papa getanzt. xD Ich hab von reggaeton bis zu den Achtzigern nichts ausgelassen. =)
Um sechs Uhr morgens waren wir dann alle im Bett, entsprechend ruhig ging es dann auch am Sonntag los, wir haben uns irgendwann aufgerafft in den Bezirk ums Planetarium zu gehen, der wie eine grüne Oase ist. Es gibt Lagunen, große Wiesen auf denen Menschen picknicken und kicken, jede Menge Leute mit Skatern oder Rollschuhen oder Skateboard oder Fahrrädern oder.... Einfach ein wundervoller Ort zum Erholen. Uns trieb es dann weiter nach San Telmo, einem der ältesten Bezirke von Buenos Aires. Hier finden sich jede Menge Antiquitätenhandel und natürlich noch mehr Straßenhändler. Das war das erste Mal dass ich etwas auf Touristen ausgelegtes sah, man wurde schneller auf Englisch angesprochen und ich habe sogar Verkäufer von Apfelstrudel gesehn.
Auch das Menü des Restaurants auf dem Hauptplatz in dem wir uns niederließen um etwas zu trinken war übersetzt, und "Spezialitäten" wie Mate und Trotas Fritas wurden zu extrem überzogenen Preisen und auf englisch übersetzt angeboten. Es ist interessant wie sehr ich Argentinierin bin, dass man auf einmal anfängt sofort Touristen zu notieren und über so etwas fast grinsen muss. :) Zum Abendessen ging es wieder zu irgendwelchen Verwandten, immerhin muss man so nicht selbst kochen. =)
Der Montag begann mit einem tollen Wiedersehen. Und zwar habe ich meinen deutsch-argentinischen Flugzeugsitznachbar und Freund Leander wiedergesehen. =) Zusammen haben wir das Teatro Colon besucht, eines der größten Theater Argentiniens und eines der fünf akustisch besten Theater weltweit. Dieses Theater ist wunder-wunderschön, una belleza wie meine Mama Gaby sagte und als ich auf die kunstvollen Fenster sah, die Stuck verzierten Decken, die mächtigen Marmorsäulen und die rot gepolsterten Stühle konnte ich dem nur zustimmen.
Danach sind wir noch durch das Zentrum geschlendert, haben das eleganteste Hotel in Buenos AIres gesehen, in dem die Prominenz wohnt und haben uns einfach ein bisschen umgesehen. Dann habe ich Leander abermals fest in die Arme geschlossen und schon nahm er den Bus zu sich nach Hause. Aber es war toll ihn wiedergesehen zu haben. Diesmal waren wir früh zu Hause, haben dem Pool zugesprochen, uns umgezogen und sind zu Freunden von Gaby gefahren, die ein köstliches Essen und eines der besten Schokoladeneise das ich je gegessen habe kredenzt haben. Auch da hatten wir einen wirklich schönen Abend, spät ging es dann nach Hause.
Der Dienstag war ganz dem Ausschlafen und Relaxen am Pool gewidmet. Ein Erholungstag von dem ganzen Programm sozusagen. :) So lagen wir am Pool, haben das wunderscöne Wetter genossen, im Wasser geplanscht und getaucht und einfach den Tag gelebt. :) Am Abend bin ich dann mit meiner mama und Luciano in "El Discurso del Rey" (dt.: King's Speech) gegangen, ich war fasziniert von diesem wundervollen Film, den man einfach mal genießen konnte. Colin Firth hat meine Stimme für den Oscar. ;)
Und so gingen wundervolle Tage im tollen Buenos Aires zu Ende, ich wollte am Ende gar nicht mehr weg so sehr habe ich die Großstadt genossen. Allerdings darf man natürlich auch nicht vergessen mit welchen Sicherheitsvorkehrungen alles behandelt wurde, Auto fahrend sollte man die Fenster nur so weit öffnen, dass keine Hand durch passt die reingreifen kann, die Türen immer verschlossen halten und die Handtasche in Körperkontakt haben. Jemand erzählte mir auch dass ihm einmal ein messer von einem Taxifahrer an den Kopf gehalten wurde und ein anderes Mal wurde er von zwei mit Pistolen bewaffneten Männern gezwungen das Auto zu verlassen, damit sie damit davon fahren konnten. Also würde ich nicht gerne in Buenos Aires leben. Zumindest nicht für immer....
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