Montag, 1. August 2011

Zu Hause

Der letzte Monat Juli war so ereignisrich und voll mit unvergesslichen Momenten, dass ich gar nicht dazu gekommen bin meine letzten Tage in Argentinien und meine Rückkehr nach Hause zu schildern.
Es war nicht leicht sich von all den wundervollen Menschen, die ich in diesem Jahr kennengelernt habe zu verabschieden, auch mit dem Hintergedanken dass ich vielleicht manche nie wieder sehen werde. Aber ich kann glücklich und dankbar sein sie alle kennengelernt zu haben. :) Und wie meine Freundin Noe richtig sagte: Es ist kein Lebewohl, es ist ein Auf Wiedersehen.
Jetzt bin ich schon seit einer Woche wieder in Deutschland, der Moment in dem ich meine Familie und meine Freunde nach einem Jahr in die Arme schließen konnte war wundervoll und unbeschreiblich.
Ich bin all jenen, die mich in diesem Jahr unterstützt haben, all denen die mich so wundervoll aufgenommen haben so unendlich dankbar und ich kann es nur immer wieder wiederholen: Vielen Danl für diese großartige Möglichkeit dieses Jahr erlebt haben zu dürfen, es war unvergesslich und all die Eindrücke und Momente einfach unbezahlbar. Ein riesiger Beso an alle hier in Deutschland und dort in Argentinien
Mein Abschiedskomitee

Donnerstag, 30. Juni 2011

Kreisch, es ist Ende Juni

Das habe ich heute erschrocken festgestellt. Die Zeit rennt und rennt und bleibt nicht stehen. Nur noch 22 Tage von meinem wundervollen Austauschjahr in diesem tollen Land. Im Vergleich zu den 330 Tagen, die es mal waren: Nichts. Absolut nichts.

Die Woche verlief wie fast immer sehr ruhig, in der Schule komm ich gut mit, es macht sogar manchmal Spaß, obwohl ich mich bei dem Gedanken ertappe mich darauf zu freuen in Deutschland bald wieder was zu lernen. Wenn man einmal sieht was man eigentlich hatte, kehrt die Motivation freiwillig zu lernen ganz von selbst zurück. ;)
Am Samstag war ich dann auf dem Geburtstag eines meiner besten Freunde, Chorqe. Eigentlich heißt er ja Jorge, aber so nennt ihn niemand. XD Wir wollten eine kleine Überraschungsfeier für ihn geben, und haben ihn am Samstagnachmittag als Waschbären verkleidet erwartet.Das mit den Waschbären war meine Idee und es ist eine viel zu lange Geschichte zu erklären, wie ich darauf gekommen bin. :) Auf jeden Fall haben wir ihm ein „Feliz Cumple“ in Waschbärenkostüm gesungen, das wirklich sehr nach Waschbär aussah, und seine erste Frage war: „Was seid ihr? Kaninchen?“ Dafür hat er erst mal Haue bekommen. ;) Es war ein sehr schöner Nachmittag, nur irgendwann musste ich aufbrechen, weil ich abends zum Abendessen bei meiner Nachbarin und Freundin Marti eingeladen war. Es war ein sehr schöner Abend, mit einem köstlichen Schokokuchen als Nachtisch, den Martis Mutter nur für mich gemacht hatte, und wir haben uns viel unterhalten, gelacht, Wii gespielt und einen Film geguckt. Auf Weggehen habe ich dann verzichtet, ich war nämlich erst um 2 Uhr zu Hause und viel zu faul zum Umziehen. XD
Am Sonntag hatten wir dann wieder ein Asado, wie immer köstlich. Ich werde es so vermissen... Ich bin danach zum Mate-Bingo gegangen, das meine Klasse organisiert hatte, um Geld für den Abschlussball zu sammeln. Mate Bingo ist einfach ganz normales Bingo...nur dass dabei Mate getrunken wird. Gerühmt sei der Einfallsreichtum der Argentinier. ;) Da meine Freunde fast die ganze Zeit beschäftigt waren, musste ich zeitweise für sie mitspielen, sodass ich mich manchmal auf zehn Spielkarten gleichzeitig stürzen musste, um die richtigen Zahlen anzukreuzen. Und trotz dieser Menge hab ich nichts gewonnen..ich hatte eben kein Glück. :( Am Anfang hat das Bingo noch echt Spaß gemacht, nur irgendwann wurde es länger und länger und länger... . Mit der halben Stunde Aufräumen danach, habe ich sicherlich gute fünf bis sechs Stunden in dieser Turnhalle mit Bongo spielen verbracht. Ich hab keine Ahnung wie einige das jeden Sonntag machen können...
Nach dem Abendessen hab ich mich dann noch mit ein paar Leuten aus meinem Kurs getroffen, wir haben das gelungene Bingo gefeiert und so war ich dann eben am Sonntag relativ spät im Bett, aber das Opfer habe ich gerne gebracht. :)
Momentan spuckt der Nepomuk leider wieder, Asche steht auf dem Speiseplan und deshalb war ich heute auf dem Laufband und nicht auf der Pista. Ich kann wirklich keine Asche mehr sehen, im Mund haben, in den Augen haben oder nur das Wort „ceniza“ (Asche) hören. Und mir tuen all die Menschen so fürchterlich Leid, die jetzt im Zentrum der Provinz in Asche versinken, keine Erträge mehr haben, deren Tiere alle sterben, die kein Trinkwasser mehr haben und so viel wegen des Vulkans leiden müssen. Auch wenn es Bariloche und Villa La Angostura besonders hart getroffen hat- Das sind noch reiche Orte, die die Menschen problemlos unterstützen können. Doch im Zentrum Chubuts hilft jetzt nur noch Hoffen, auf das der Vulkan sich bald beruhigt.

Dia de la Bandera

Zwei Wochen zuvor...
Ich hinter der Bühne, im Zuschauerraum sind gerade die Nationalflaggen ausgezogen und zwei meiner Klassenkameraden sind grad dabei einen kleinen Sketch aufzuführen. In anderthalb Minuten bin ich mit meiner Gruppe dran, den Tanz, den wir seit Dienstag einüben, aufzuführen.


Sowohl den Donnerstag, als auch den Freitag gestern haben wir im Theater verbracht, um den acto für den „Dia de la Bandera“ einzustudieren. Die Fahne Argentiniens wird hier mit einem ganz anderen Stolz und einer anderen Liebe als in Deutschland getragen. Es steht für ein Argentinien- das Land, das eigentlich nur aus Einwanderern aus ganz Europa besteht. Und so ist eben die Flagge das Zeichen für EIN argentinisches Volk. Von Manuel Belgrano das erste Mal 1812 präsentiert, wurde sie das Symbol für die Unabhängigkeit von Spanien und für den Stolz des argentinischen Volkes.

Jetzt sind die Bühnenlichter wieder an, die Musik beginnt und wir beginnen zu tanzen. Und als ich in einem Moment in den dunklen Zuschauerraum gucke, während ich mit meinem weißen Tuch umherwirbel, erfasst mich plötzlich eine unbändige Freude. Freude darüber, hier sein zu dürfen und als „Argentinierin“ ganz selbstverständlich nicht nur den acto ansehen, sondern auch aktiv dran teilhaben zu können.
Das Programm ist vorbei, alles ist wunderbar gelaufen und ich glaube dieser acto ist einer der besten in der Geschichte der actos. XD Fanny, die Direktorin wendet sich noch mit ein paar Dankesworten an die Schüler und Lehrer und auf einmal sagt sie: Ganz besonders hat es mich ja gefreut eine Schülerin zu sehen, eine „Ausländerin“, die nicht nur zugesehen, sondern wie selbstverständlich mitgemacht hat.
Es war natürlich sehr schwer herauszufinden von wem sie sprach. ;) Ich wollte erst nicht auf die Bühne, doch meine Klassenkameraden haben mich auf die Bühne gestoßen.
Und nun steh ich da, in Fannys klammernder Umarmung gefangen, während sie betont wie sehr es sie doch freut, wie ich das Nationalsymbol der Argentinier ehre und mich damit selbst zur Argentinierin mache. Sie endet, guckt mich an und fragt: „Willst du etwas sagen?“ Ein „Nein“ ist jetzt natürlich unmöglich und ich sage: „Hola“. Und ich beginne zu erzählen, dass ich mich noch genau erinnere dass das das allererste und auch einzige Wort war, was ich an meinem ersten Schultag an alle gerichtet habe. Und trotzdem war es kein Hindernis für die Schüler mich aufs Herzlcihste aufzunehmen. Es war kein Hindernis, dass alle alles mindestens dreimal wiederholen mussten, dass sie mich nicht und ich sie nicht verstanden habe- all das war kein Hindernis für sie zu meinen Freunden und Klassenkameraden zu werden. Und sie waren immer der Grund, warum ich gerne zur Schule gegangen bin und gehe- weil ich sie sehen kann. Und ich bin ihnen so dankbar für all das, was sie für mich getan haben.
Fer und Ich
Ich glaub ich habe das ganze Theater zum Weinen gebracht. XD Und auf einmal stürmt meine ganze Klasse auf die Bühne, sie umarmen mich und einige Weinen, sie sagen sie werden mich so vermissen und dann schließen sie mich in einen großen Kreis und beginnen zu springen und zu singen: „There no se va, no se va, no se va!“ (There geht nicht :) ) Während ich die Rede gehalten habe, konnte ich mich nur mit Mühe zurückhalten loszuweinen. Doch jetzt denke ich gar nicht mehr ans Weinen, ich bin einfach nur glücklich. Ich empfinde pures Glück zu sehen, wie sehr mich all die Menschen, die ich lieb gewonnen habe in ihr Herz geschlossen haben. Es war ein wunderbarer Tag, einer der schönsten in meinem Leben und natürlich ganz oben bei den unvergesslichen Tagen, die dieses Jahr hier schon hervor gebracht hat. :)

Am Samstag war ich dann im Radio Chubut zu hören. :) Und zwar ist ein Rotarier Rdiosprecher und wollte doch unbedingt ein Interview mit mir führen. Ich hab natürlich mit Freuden ja gesagt, und so saß ich am späten Nachmittag mit Elba an meiner Seite im Auhnahmeraum. Das rote Licht blinkte auf und die Fragen begannen. :) Natürlich war ich nervös, ich hatte noch nie vorher im Radio gesprochen und auf einmal fällt einem auf, wie schwer das ist vollständig zu reden, sodass man nicht den Zuhörern Informationen enthält, die für einen selbstverständlich sind, aber für jemanden, der dich nicht kennt natürlich nicht. Aber Bruno (der Rotarier) hat mir wunderbar geholfen, und irgendwann hatte ich dann auch raus immer „Si“ zu sagen und nicht nur zu nicken. ;) Ich meine es sieht einen ja niemand. :D Ich war am Ende ganz zufrieden mit mir und die Radiosprecher waren sogar regelrecht begeistert- so schlimm kann es nicht gewesen sein. XD
Abends war ich dann noch bei Pri, wir haben Tacos gegessen und bis späääät in die Nacht Truco gespielt. :)
Am Sonntag war dann Vatertag, der hier weitaus ernsthafter und würdiger als in Deutschland begangen wird, wir waren bei meiner Tante Empanadas essen und haben einfach auf alle Väter angestoßen. :) Danach noch eine Siesta und ein Filmchen und schon war der Sonntag um.
Am Montag war dann der Feiertag zum acto, es gab köstliches Asado zu Hause, ich bin danach noch etwas spazieren gegangen und auch dieser Tag verlief ruhig. :) So hatte ich ein tolles Wochenende und nachträglich wünsche ich allen noch einen „Feliz Dia de la Bandera!“ :)

Dienstag, 14. Juni 2011

Gulasch mit Spätzle

Ein Gericht, das in Deutschland so normal erscheint und hier ganz fremd ist.
Am Sonntag haben nämlich meine Mama Gaby und ich endlich verwirklicht, was wir uns schon seit so langem vorgenommen haben: ein deutsches Mittagessen zu kochen. Also standen wir, nach Shoppen und Einkaufen, am Samstagnachmittag in der Küche und haben 4 Kilo Fleisch, fünf große Zwiebeln, Paprika und Möhren in Gulasch verwandelt. Da Gulasch dann doch nicht soo fremd wie zum Beispiel Roulade ist, hatte der Fleischer Gotts sei Dank schon den größten Teil des Fleisches in Gulaschwürfel geschnitten.
Also war der ganze Samstagnachmittag bzw. früher Abend dem Gulasch gewidmet und der Donauwelle, die als Nachtisch vorgesehen war. Ich hab nur den Pudding zu viel Milch gegeben und es gibt hier kein Palmin, sodass die eigentlich feste Creme am Sonntag etwas flüssiger war. Was aber niemanden gestört hat. :) Am Samstagabend kam dann die beste Freundin meiner Mama, Andrea, und hat Pizzen vorbereitet. Ich hatte eigentlich vor wegzugehen, aber da ich erstens keine Lust auf eine Disko voller Asche hatte, und Andrea und ich auf absolut einer Wellenlänge sind (wir lachen uns immer gegenseitig unter den Tisch), bin ich zu Hause geblieben. Es war die richtige ENtscheidung, ich hatte einen tollen Abend und nach dem Essen haben wir noch Meine Braut, ihr Vater und ich Teil 3 auf DVD geguckt, lustiger Film, wenn auch LÄNGST nicht so gut wie seine Vorgänger. :)
Am Sonntag ging es dann für mich schon verhältnismäßig früh aus den Federn. Denn jetzt wurden anderthalb Kilo Mehl, 12 Eier und anderthalb Liter Wasser in Spätzleteig verwandelt, der dann geduldig von Mamá in die Spätzlereibe gefüllt, über kochendes Wasser gerieben und als frische Spätzle wieder rausgefischt wurde. :) Und dann schlugen auch schon die Gäste auf. Die ganze Familie war eingeladen (der in Trelew lebende Teil) und so waren wir eine muntere Runde von 18 (!) !! :) Mein kleiner Bruder Lean hatte mit viel Begeisterung schon am Samstag angefangen Deutschlanddeko zu basteln, die dann neben meinen beiden großen Deutschlandflaggen die Esszimmerwände schmückte. :) Es war einfach ein tolles Mittagessen, der Gulasch ist so lecker geworden, die Donauwelle trotz flüssigen Puddings war köstlich und mal wieder war alles viel zu viel. ;) Obwohl am Abend fast nichts mehr über war...allen muss es sehr sehr gut geschmeckt haben. :) Meine Onkel, Tanten und abuelos waren begeistert und ich war so so glücklich. :) Am Nachmittag bin ich dann noch zum 18. Geburtstag einer Freundin gegangen, natürlich gabs Torte, sogar drei Stück, ich hab allerdings nur eine probiert. ;) Am Abend war ich dann so voll, dass ich nur noch eine halbe Schale Suppe gegessen habe und dann ins Bett bin, natürlich nicht bevor ich noch einmal meine Mamá ganz fest umarmt und mich bei ihr für diesen wundervollen Tag bedankt habe.
Ich habe hier eine so wundervolle Familie, die ich ganz schrecklich vermissen werde und ich bin dankbar für all die Menschen, die ich hier kennengelernt habe und in mein Herz geschlossen habe. :) Gestern gings dann wieder in die Schule und nach einer Woche Pause auch wieder zur Pista. Allerdings ist heute wieder Asche gefallen, für den Sonntag ist ein neuer Vulkanausbruch angekündigt, also denke ich gerade drüber nach nicht einfach aufs Laufband ins Fitnessstudio zu gehen, da schon die letzte Woche aus viel zu viel Essen und zu wenig Sport bestand. ;)
Gleich geh ich wieder zur Schule, ich üb mit ein paar meiner Klassenkameradinnen einen Tanz ein, der am Freitag beim, von uns organisierten, acto zum Dia de la bandera (Tag der Flagge, 20. Juni) aufgeführt wird. :)
Muchos Besos

Mittwoch, 8. Juni 2011

Puyehue- der Nepomuk aus Chile

Gestern Abend hieß es dann doch: "Am Mittwoch werden alle Schüler in Trelew, Gaiman und Rawson von den schulischen Aktivitäten befreit." Also nach einem Tag Schule doch wieder eingekerkert. Es wird stark davon abgeraten das Haus zu verlassen und eine Atemschutzmaske ist empfehlenswert. Einige haben begonnen sich mit Trinkwasser und Lebensmitteln einzudecken. Und der Himmel bleibt weiterhin grau.


Grund dafür ist der chilenische Vulkan Puyehue, der am Samstag angefangen hat Asche und Sand auszuspucken. Einen größeren Ausbruch gab es noch nicht, aber Experten vermuten, dass es dazu noch kommen wird. Über 22 Dörfer in der Nähe des Puyehue wurden evakuiert. Doch da der Vulkan so nahe an der argentinischen Grenze liegt, dauerte es nicht lange und der starke Wind trug die Asche ganz ohne den Pass zu verlangen über die Grenze und in den Touristen-Ort Bariloche. Der jetzt unter einer centimeterdicken Ascheschicht begraben liegt. Und wie der patagonische Wind so ist, war ihm Bariloche nicht genug und er fegte über ganz Chubut, eine Aschewolke mit sich ziehend. Und so begannen am Samstag-Abend die Ascheflöckchen zu fallen. Ich hatte den Nachmittag in einem Zentrum für Kinder aus ärmeren Vierteln in Trelew verbrach, hatte mich dann in die Küche gestellt und eine Schwarzwälder-Kirsch-Trote kreiert und war dann aufgebrochen, um mit meinen Freunden bei Pri Pizza zu essen und Karaoke zu singen. Als ich dann nach Hause kam bemerkte ich die feinen kleinen Flöckchen auf meinem Mantel. Und am Sonntag war schon alles von einer zarten Decke aus Asche begraben. Das Asado wurde abgesagt, ich schaute fasziniert auf den Ascheregen und wir haben uns den Tag lesend, würfelnd, Filme guckend und essend vertrieben. Irgendwer musste sich ja jetzt um die Torte kümmern. ;)
Am Montag war auch keine Schule, wir blieben abermals im Haus, die Asche hatte aufgehört zu fallen und dem Fernseher entnahmen wir, dass die Wolke in den Norden nach Villa La Angostura und San Martin gezogen war, die beiden Dörfer vollständig unter sich begraben hatte und jetzt seinen Weg nach Buenos Aires begonnen hatte. Ezeiza wurde geschlossen, alle Flüge gestrichen.
Am Dienstag bin ich wieder in die Schule, ein starker Regen hatte eingesetzt und hatte den Himmel in ein braunes Etwas verwandelt. Man konnte gerade mal 100 Meter weit sehen, Wind blies einem den Sand um und in die Ohren und eigentlich fiel einem bei diesem ANblick nur das Wort "Weltuntergang" ein. Deshalb wurde die Schule heute wieder abgesagt, alles ist sandig/staubig/voller Asche.
Allerdings versichere ich jetzt allen in Deutschland- es hört sich weitaus schlimmer an als es ist. In Villa la Angostura wurden heut Wasser und Lebensmittel verteilt, der Regen hat die Asche in eine graue, schwammige Paste verwandelt. Aber allen geht es dennoch und weiterhin gut. Und ich bin hier auf der anderen Seite der Provinz, die Vulkanwolke hat nichts toxisches an sich, es ist eben nur Sand, der sich nicht so fein in der Lunge macht. Mir geht es prima, allen hier geht es wunderbar, also bitte macht euch keine Sorgen. Es hört sich deutlich schlimmer an als es in Wirklichkeit ist. Ich harre jetzt hier aus, heute Nachmittag nutze ich die schulfreie Zeit einer Freundin und vielleicht geht es ja morgen schon wieder ein weiteres Mal in die Schule. :)
Ein großer beso

Samstag, 28. Mai 2011

Feliz Dia de la Patria!

Am Mittwoch, dem 25. Mai, hatten wir einen Feiertag. Oder wie meine deutschen Freunde kommentierten: Schon wieder. xD Aber nun handelte es sich nicht um den Tag des Öls, nein, es war mit dem 9. Juli einer der wichtigsten Feiertage Argentiniens. Es ist der Tag der Mairevolution im Jahre 1810, die relativ friedlich und vor allem kaum gewalttätig verlief und eigentlich nur Revolution heißt, weil die bisherige spanische Regierung durch eine neue, argentinische, Regierung ersetzt wurde.
Sozusagen die Geburtsstunde Argentiniens. Überall vor den Häusern hingen Fahnen und ich dachte an den 3. Oktober, den Nationalfeiertag in Deutschland, an dem maximal eine kleine Fahne von einem einzigen Balkon baumelt und sich alle Aktivitäten auf ein großes Feuerwerk beschränken. Hier sah man den ganzen Tag Argentinier mit stolzgeschwellter Brust und in Flaggen gehüllt umherlaufen, es gab sogar eine Militärparade (die wir aber verschlafen haben, sie war schließlich um 9:30 morgens ;) ) und in allen Häusern hat man sich versammelt, um den Feiertag zu begehen. Wir sind ins Haus meines Onkels an den Strand gefahren und haben DAS typische Gericht des 25. gegessen: Locro. :) Ein Eintopf in den irgendwie alles reingeschmissen wird, was einem so unter die Finger kommt. :) Kartoffeln, weiße Bohnen, Wurst, Rindfleisch, Schweinefleisch, Gemüse... . Leckeeer. :) Und perfekt für frische Spätherbst-Tage. :)
Nach dem Locro saßen wir dann alle ganz geplättet vom guten Essen auf unseren Stühlchen, bis wir uns zu einem kleinen Spaziergang aufraffen konnte. Erst bin ich mit meiner abuela ein bisschen spazieren gegangen, bis sie keine Lust mehr hatte und ich alleine weiter bin. Insgesamt bin ich mehr als anderthalb Stunden gelaufen, einmal die Promenade hoch und wieder runter und dabei hab ich noch ein paar Fotos geschossen. Ab und zu blieb ich einfach stehen und vor meinem inneren Auge verwandelte sich alles in den Sommer, den besten Sommer meines Lebens bisher und eine unvergessliche Zeit, die außerhalb der normalen Zeitrechnung war, ein kleines Leben nur am Strand. :) Und dann dachte ich an alles, was ich hier schon an glücklichen Momenten erleben durfte, ich dachte an meinen ersten Monat hier, in dem ich noch nichts verstanden habe, an Comodoro, an meinen Geburtstag, die Wale und die Südreise... . Schon mehr als neun Monate bin ich hier, neun Monate in diesem wundervollen Land, und mir bleiben nur noch zwei. Von denen ich jede einzelne Minute genieße. :) Gestern war ich allerdings zu hause, hab mit meinen papas Hühnchen mit Pommes und zum Nachtisch Eis gegessen, danach haben wir einen FIlm geguckt. :) Heute gehts abends zu Vickys 15. Geburtstag und morgen hat mich eine Freundin fürs Mittagessen zu ihr eingeladen. :)
Ich sende euch allen einen großen beso, eure There

Freitag, 13. Mai 2011

Iguazú- 26.04-29.04.2011

Am Dienstagmorgen um 8 Uhr weckte uns mal wieder ein „Hooooooolaaaaaaaa“ unseres geliebten Reiseleiters Alejandro, als wir uns den Ruinen von San Ignacio und dem Frühstück näherten. Letzteres kam zuerst, alle waren recht schweigsam, denn die Nächte im Bus zählen nicht zu den erholsamsten. :) Nach einem Kaffee und Media Lunas war ich dann schon etwas munterer und konnte so auch dem Guide meine Aufmerksamkeit schenken. Die Ruinen von San Ignacio sind Ruinen einer alten Jesuitengemeinschaft, die zur Missionierung der Ureinwohner gekommen war. Was so beeindruckend an diesen Jesuiten war, war dass sie die Kultur der Ureinwohner Guaraní in ihre Missionierung aufgenommen haben. So haben sie zwar die Ureinwohner alles über Christus gelehrt aber auf der anderen Seite von ihnen gelernt wie man zum Beispiel ortstypische Krankheiten heilen kann. Die Anlage, auch Reduktion genannt, war wie ein eigener kleiner Staat. So verfügte sie über Krankenhaus, Kirche, eigene Felder und natürlich die ganzen Verwaltungsgebäude.1767 wurden die Jesuiten dann auf Befehl der spanischen Krone vertrieben, die eine Verschwörung der Jesuiten vermutete.
Nach den Ruinen gings weiter und der letzte Stopp bevor wir endgültig in Iguazu landeten war bei den Minen von Wanda, einer Hausfrau, die Quarze im Wasser beim Wäschewaschen entdeckt hatte. In einige Tunnel sind wir sogar rein gegangen, und da wir in Südamerika sind gabs auch kein Problem dass wir keinen Helm aufhatten. ;) Schließlich hing ein Maiskolben im Tunnel, da kann gar nichts schief gehen! :D









Und dann waren wir in puerto Iguazu. Das Hotel war groß, wir haben den Altersdurchschnitt um locker 40 Jahre angehoben denn der Hauptteil der anderen Gäste war eher aus der 65+ Zone. (Media Bossart- SOOO nen Hals ;) ) Puerto Iguazú ist nicht besonders groß, aber doch sehr schön und nach einem Bad im Hotelpool sind wir bis zum Abendessen durch die Straßen geschlendert.
Und dann war der Mittwoch da. Früh morgens ging es schon los, auf in den Parque Nacional de Iguazú um die größten (bzw. breitesten) Wasserfälle der Welt zu sehen. Erst ging es ein bisschen durch den Regenwald, Schmetterlinge in violett, gelb, schwarz mit einer weißen 88 auf den Flügeln, rot, weiß und vielen Farben und Formen mehr umschwirrten uns und setzten sich auch ganz zutraulich auf Arme, Hände und Köpfe. Und auf einmal sahen wir direkt auf die Wasserfälle. Das erste was ich dachte war der wirklich intelligente Gedanke „Man ist das viel Wasser.“ Auch wenn wir sie erst nur aus der Ferne sehen konnten und sie noch nicht mal die allerhöchsten waren- ich war verzaubert von ihrer Schönheit. Und so gingen wir auf einem Weg mit vielen Panoramablickpunkten durch eine Hälfte des Parks, immer wieder „WOW!“ ausrufend und ganz viele Fotos von diesen wunderschönen Wasserfällen schießend. Am Ende des Weges war eine Plattform, die uns bis auf drei Meter Distanz an einen Wasserfall heranbrachte, der einige Meter weiter oben herabstürzte. Die Kameras hatten Wasser auf den Objektiven und wir alle waren schon ein bisschen nass gespritzt doch das war nichts im Vergleich zu dem, was uns jetzt erwartete. Und zwar hatten wir alle die Zusatzoption „Gran Aventura“ gebucht, mit der wir auf einem Boot bis knapp unter die Wasserfälle fahren sollten. So wurden alle Sachen (wir hatten alles bis auf Bikini und Badehose ausgezogen) in einen grünen Sack gepackt, uns wurden orangefarbene Schwimmwesten übergezogen und rauf gings aufs Boot.
Es war jeden einzelnen Cent wert. Es war so genial. Einfach unglaublich. Mit dem Boot bis ganz knapp unter die Wasserfälle zu fahren, so nah dass man vor lauter Wasser die Augen schließen muss und zu sehen wie von oben die Wassermassen herabstürzen- Es war einfach genial. Wir alle haben applaudiert und gejubelt (ich muss allerdings zugeben dass ich von so viel Freude erfüllt war dass ich eigentlich dauergejubelt habe ;) ) und wollten gar nicht mehr runter vom Boot. Und wir waren nass. Pitschepatschenass. Alles war nass. XD Gut, dass wir nur einen Bikini anhatten. :D Danach ging es noch mit einem richtigen Touri Jeep (man war das peinlich da einzusteigen) ein bisschen durch den Regenwald. Ich wäre gerne gelaufen, denn ich kann es gut verstehen dass kaum ein Tier von Motorengeräuschen angezogen wird. :)
Nach dem köstlichen Mittagessen ging es dann in einem Züglein zu meinem persönlichen Höhepunkt des Tages, der Woche, der Reise und zu einem des ganzen Jahres- Dem Teufelsschlund, der „Garganta del diablo“. Der Weg bestand eigentlich nur aus Stegen, die alle über den breiten Fluss Iguazu führten, es war eine richtig schöne Flusslandschaft in der wir sogar an einer Stelle ein Krokodil entdeckten, das träge und faul auf einer kleinen Flussinsel Siesta hielt. Und dann...dann standen wir oben, über den Wasserfällen! Es war unglaublich. Und ich weiß gar nicht ob man überhaupt in Worten beschreiben kann wie atemberaubend und wunderschön dieser Moment war. All die Wassermassen, die Regenbogen und der ganze Wasserdunst, der so dicht war dass man glaubte die Wasserfälle endeten in den Wolken- ein unvergesslicher Anblick. Einfach unbezahlbar.
Und als wir schon wieder im Bus ins Hotel saßen, ja selbst als wir abends in einem Pub tanzen waren (Und laut singend bei ALE-ALEJANDRO von Lady Gaga unseren Alejandro umtanzt haben), selbst da hatte ich noch dieses Bild vor Augen, diese wundervollen Wasserfälle.
Am nächsten Morgen ging es dann Richtung Brasilien. Was nur etwa eine halbe Stunde von Puerto Iguazu entfernt ist. Allerdings hat es dann doch so zwei Stunden gedauert bis wir die ganzen Grenzposten passiert hatten. Von Brasilien aus kann man dann auf einige der argentinischen Wasserfälle sehen, die von der argentinischen Seite aus gar nicht zu sehen sind. Ari und ich haben uns die ganze Zeit den Spaß draus gemacht und gesagt: Die sind so schön, an der Stelle der Brasilianer würds mich ganz schön fertig machen jeden Tag sowas tolles zu sehen und es gehört noch nicht einmal ihnen! ;) :D Die brasilianische Seite ist noch viel stärker auf den Tourismus vorbereitet, was am Vortag noch ein Dschungelabenteuer war fand dann hier in einem Bus auf geteerten Straßen sein Ende. Zudem waren die Preise so unverschämt hoch dass wir natürlich trotzdem was gekauft haben. Wir hatten ja keine Wahl. ;)
Nachdem wir dann auch fast im Dunst verschwindend die argentinische Flagge auf der anderen Seite, dort wo wir noch gestern gestanden hatten, ausgemacht hatten endete der Weg auf einem langgezogenen Steg mit Plattform, der direkt vor einem Wasserfall entlangführte. Auch das war natürlich großartig, fast direkt unter und über einem Wasserfall zu sein, nur durch ein bisschen Metall getrennt. Wir wurden natürlich mal wieder komplett durchnässt, alle pussys in ihren Plastik-Regencapes wurden mit verächtlichen Blicken bedacht. ;) :D
Dann sind wir noch auf einen Aussichtsturm gefahren, der uns nochmal eine wundervolle Sicht über die brasilianischen Wasserfälle schenkte und mich nochmal den Anblick tief in mich aufnehmen ließ. Und dann gings auch schon wieder zurück, zurück ins Hotel und am nächsten Morgen bestiegen wir alle schweren Herzens den Bus und auf ging es Richtung Bahia Blanca, gen Heimat.
In Bahia flossen dann auch am Samstagabend die Tränen, wir hatten fast ein Jahr miteinander erlebt, wir waren eine kleine Familie geworden und mir fiel besonders die Trennung von den beiden Geilen schwer, die zu zwei meiner besten Freundinnen geworden waren. Mara, Ari, mein Walross und mein gestrandeter Wal- wie Ari richtig gesagt hat: Eigentlich müssen wir gar nicht traurig sein, wir sehen uns ja bald wieder! :) Somma in meinem Kiez meine Damen! :D Und ich bestieg den Bus nach Trelew, wo ich um 8 Uhr morgens in die Arme meiner Mama Gaby geschlossen wurde. Das Wiederkommen war wunderschön, meine beiden abuelas (Familie 2 :) ) hatten mir zwei große Ostereier aufgehoben und meinten: Schließlich hat jeder meiner Enkel eins bekommen. Und meine Mama hat mir extra einen Apfelstrudel selbstgemacht! :) Wundervoll.
Und immer wieder gucke ich mir die Fotos von dieser wunderschönen Reise an und denke: Das war einfach geil.