Zwei Wochen zuvor...
Ich hinter der Bühne, im Zuschauerraum sind gerade die Nationalflaggen ausgezogen und zwei meiner Klassenkameraden sind grad dabei einen kleinen Sketch aufzuführen. In anderthalb Minuten bin ich mit meiner Gruppe dran, den Tanz, den wir seit Dienstag einüben, aufzuführen.
Sowohl den Donnerstag, als auch den Freitag gestern haben wir im Theater verbracht, um den acto für den „Dia de la Bandera“ einzustudieren. Die Fahne Argentiniens wird hier mit einem ganz anderen Stolz und einer anderen Liebe als in Deutschland getragen. Es steht für ein Argentinien- das Land, das eigentlich nur aus Einwanderern aus ganz Europa besteht. Und so ist eben die Flagge das Zeichen für EIN argentinisches Volk. Von Manuel Belgrano das erste Mal 1812 präsentiert, wurde sie das Symbol für die Unabhängigkeit von Spanien und für den Stolz des argentinischen Volkes.
Jetzt sind die Bühnenlichter wieder an, die Musik beginnt und wir beginnen zu tanzen. Und als ich in einem Moment in den dunklen Zuschauerraum gucke, während ich mit meinem weißen Tuch umherwirbel, erfasst mich plötzlich eine unbändige Freude. Freude darüber, hier sein zu dürfen und als „Argentinierin“ ganz selbstverständlich nicht nur den acto ansehen, sondern auch aktiv dran teilhaben zu können.
Das Programm ist vorbei, alles ist wunderbar gelaufen und ich glaube dieser acto ist einer der besten in der Geschichte der actos. XD Fanny, die Direktorin wendet sich noch mit ein paar Dankesworten an die Schüler und Lehrer und auf einmal sagt sie: Ganz besonders hat es mich ja gefreut eine Schülerin zu sehen, eine „Ausländerin“, die nicht nur zugesehen, sondern wie selbstverständlich mitgemacht hat.
Es war natürlich sehr schwer herauszufinden von wem sie sprach. ;) Ich wollte erst nicht auf die Bühne, doch meine Klassenkameraden haben mich auf die Bühne gestoßen.
Und nun steh ich da, in Fannys klammernder Umarmung gefangen, während sie betont wie sehr es sie doch freut, wie ich das Nationalsymbol der Argentinier ehre und mich damit selbst zur Argentinierin mache. Sie endet, guckt mich an und fragt: „Willst du etwas sagen?“ Ein „Nein“ ist jetzt natürlich unmöglich und ich sage: „Hola“. Und ich beginne zu erzählen, dass ich mich noch genau erinnere dass das das allererste und auch einzige Wort war, was ich an meinem ersten Schultag an alle gerichtet habe. Und trotzdem war es kein Hindernis für die Schüler mich aufs Herzlcihste aufzunehmen. Es war kein Hindernis, dass alle alles mindestens dreimal wiederholen mussten, dass sie mich nicht und ich sie nicht verstanden habe- all das war kein Hindernis für sie zu meinen Freunden und Klassenkameraden zu werden. Und sie waren immer der Grund, warum ich gerne zur Schule gegangen bin und gehe- weil ich sie sehen kann. Und ich bin ihnen so dankbar für all das, was sie für mich getan haben.
Fer und Ich |
Ich glaub ich habe das ganze Theater zum Weinen gebracht. XD Und auf einmal stürmt meine ganze Klasse auf die Bühne, sie umarmen mich und einige Weinen, sie sagen sie werden mich so vermissen und dann schließen sie mich in einen großen Kreis und beginnen zu springen und zu singen: „There no se va, no se va, no se va!“ (There geht nicht :) ) Während ich die Rede gehalten habe, konnte ich mich nur mit Mühe zurückhalten loszuweinen. Doch jetzt denke ich gar nicht mehr ans Weinen, ich bin einfach nur glücklich. Ich empfinde pures Glück zu sehen, wie sehr mich all die Menschen, die ich lieb gewonnen habe in ihr Herz geschlossen haben. Es war ein wunderbarer Tag, einer der schönsten in meinem Leben und natürlich ganz oben bei den unvergesslichen Tagen, die dieses Jahr hier schon hervor gebracht hat. :)
Am Samstag war ich dann im Radio Chubut zu hören. :) Und zwar ist ein Rotarier Rdiosprecher und wollte doch unbedingt ein Interview mit mir führen. Ich hab natürlich mit Freuden ja gesagt, und so saß ich am späten Nachmittag mit Elba an meiner Seite im Auhnahmeraum. Das rote Licht blinkte auf und die Fragen begannen. :) Natürlich war ich nervös, ich hatte noch nie vorher im Radio gesprochen und auf einmal fällt einem auf, wie schwer das ist vollständig zu reden, sodass man nicht den Zuhörern Informationen enthält, die für einen selbstverständlich sind, aber für jemanden, der dich nicht kennt natürlich nicht. Aber Bruno (der Rotarier) hat mir wunderbar geholfen, und irgendwann hatte ich dann auch raus immer „Si“ zu sagen und nicht nur zu nicken. ;) Ich meine es sieht einen ja niemand. :D Ich war am Ende ganz zufrieden mit mir und die Radiosprecher waren sogar regelrecht begeistert- so schlimm kann es nicht gewesen sein. XD
Abends war ich dann noch bei Pri, wir haben Tacos gegessen und bis späääät in die Nacht Truco gespielt. :)
Am Sonntag war dann Vatertag, der hier weitaus ernsthafter und würdiger als in Deutschland begangen wird, wir waren bei meiner Tante Empanadas essen und haben einfach auf alle Väter angestoßen. :) Danach noch eine Siesta und ein Filmchen und schon war der Sonntag um.
Am Montag war dann der Feiertag zum acto, es gab köstliches Asado zu Hause, ich bin danach noch etwas spazieren gegangen und auch dieser Tag verlief ruhig. :) So hatte ich ein tolles Wochenende und nachträglich wünsche ich allen noch einen „Feliz Dia de la Bandera!“ :)
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