Da ich mir vorgenommen habe meine Weihnachtserlebnisse noch vor dem neuen Jahr mitzuteilen und ich eben leicht überrascht festgestellt habe dass dieses ja schon morgen endet, versuche ich jetzt noch ein bisschen was zu schreiben. Das einen nicht schreiend weglaufen lässt. Oder weinend zurücklässt. Es ist nicht ganz leicht in zwei Sprachen gleichzeitig zu denken. =)
Alsooo. Jetzt bin ich schon zwei Wochen fest am Strand installiert, ich fühle mich wie im Sommerurlaub (gut ist es ja auch irgendwie) wenn ich in Bikini und mit dem Handtuch über dem Arm den kurzen Weg zum Meer gehe, um mich in die Fluten zu stürzen. Das Baden, dei Strandspaziergänge, das Sonnen- all das lässt einen fast vergessen, dass Dezember ist, die Weihnachtsfeiertage (hier ist nur noch der 25. frei, ich glaube es war das erste Mal dass man hier dachte die Deutschen wären faul, als ich erklären wollte das der 26. in Deutschland auch ein Feiertag ist...aber Hauptsache wir feiern die Entdeckungd es Öls oder wie) schon vorbei sind und wir morgen in ein neues Jahr starten.
Der heiligabend war schon etwas seltsam für mich. Ich bin morgens extra früh aufgestanden, um noch einmal mit meinen geliebten Eltern sprechen zu können. Sie erzählten mir vom Schnee, ich saß in kurzer Hose und t-shirt vor dem Computer. So groß ist die Welt. Der Tag verging ruhig, mit Sonnen, Joggen, Siesta, Einkäufen einräumen und etwas sauber machen. Gegen halb acht habe ich dann beschlossen mich mal so ganz langsam umziehen zu gehen, denn gegen fünf vor neun sind wir (Carlito und Ich, die Kinder sind nur provisorisch kommuniert) dann in die kirche aufgebrochen, vorher haben wir noch Carlitos Mutter aus ihrem Hotel abgeholt. Da aber alle Argentinier es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nehmen, kamen wir nicht zu spät zur messe und konnten uns auch noch ein schönes Plätzchen zum Sitzen aussuchen. Die Kirche- wenn man es ganz genau nimmt war es "nur" eine kapelle- war nur mit ein bisschen Lametta und einer von Lichterketten erleuchteten Krippe geschmückt, der Pater wollte die Messe schnell hinter sich bringen und beschränkte deshalb die liturgie auf ein Minimum. Aber dennoch- der Kirchbesuch war wichtig für mich. Die Lieder waren vertraut (auch wenn natürlich ins Spanische übersetzt) und die Stille beim gebet hat mich in eine unglaubliche Ruhe versetzt. So eine Christmette hatte ich noch nie, aber dafür bin ich ja auch in Argentinien. =) Als wir Zuhause ankamen, wurden wir auch sogleich von Carlitos familie begrüßt, die schon eingetroffen war: Carlitos Bruder Guillermo mit seiner Frau und zweien seiner drei Kinder, sein Schwager mit Frau und seinen zwei kindern, die Mutter von Guillermos Frau und seine und Carlitos Mutter. Hinzu kamen dann noch wir vier Kinder und meine Mama Elba. So waren wir eine große und fröhliche Runde, erst wurden im Innenhof kleine Häppchen gereicht, dann ging der Fressmarathon los. Wir haben tatsächlich ohne Unterbrechung gegessen....Da es sich aber Gottseidank größtenteils um Salate und in Stückchen geschnittene tartas handelte war es erträglich. Der Hauptgang war ein Ferkel, dass am Mittag noch ganz frisch von Carlito und Guillermo zerlegt wurde. Irgendwann kam nämlich auch Guille mit dem Schweinekopf vor seinem Gesicht ins Haus gerannt. Nach dem Ferkel gab es dann ein kleines Päuschen und ich habe mich in mein Zimmer zurückgezogen, als ich merkte wie mir langsam die tränen kamen. Und das wo ich so unglaublich glücklich war. Ich war glücklich in dieser Runde Wiehnachten feiern zu können, ich war glücklich so gut aufgenommen worden zu sein aber unterbewusst war dann mein heimweh doch stärker als ich dachte. Weihnachten ist eben Weihnachten. Gottseidank war dann nach ein paar Tränchen auch wieder gut, nun war es schon fast zwölf und die ganze familie hatte sich vor dem haus versammelt. Und um zwölf wurde sich dann ganz fest umarmt, ein wunderschönes Weihnachtsfest gewünscht, Feuerwerk gezündet (bei uns nicht, in meiner Familie ist Feuerwerk auch nur ein Silvesterbrauch, allerdings ist Playa Union klein genug dass man das Feuerwerk von anderen Häusern bewundern konnte), die Boxen rausgestellt, laut Cumbia aufgedreht und wild auf dem rasen getanzt. Ich weiß nicht so richtig wovon, aber als es dann irgendwann wieder rein ging um die von Papa Noel gebrachten Geschenke zu öffnen, hatte Carlito schon ordentlich dem Champanger zugesprochn und war demanch etwas lustiger. Was das Auspacken zu einem echten Erlebnis gemacht hat. xD Die Geschenkevergabe ging wie am Fließband, allerdings waren wir so viele, dass es so wahrscheinlich am besten war. Ich habe eine Strandtasche und eine Blume fürs haar (ich liebe sie xD) von meiner Familie bekommen, ich habe mich so darüber gefreut, denn ich hatte überhaupt nichts erwartet auf Grund der tatsache, dass ich einfach wunschlos glücklich war. Mein größtes Geschenk war und ist natürlich immer dass ich hier sein darf, dass ich so liebevoll hier aufgenommen wurde und Weihnachten mit Personen verbringen konnte, die ich meine Familie nennen kann. Und von meinen deutschen Eltern habe ich ja die Reise in den Norden geschenkt bekommen, was einfach nur super und wunderschön ist und den Bedarf an Geschenken endgültig deckt. =)
Nach den Geschenken gab es dann Selbstbedienung an Obstsalat und Eis, irgendwann tauchte auch noch ein krob mit gebrannten Mandeln, Schokonüssen und Turrone auf und das wilde tanzen ging wieder los. Ich war so glücklich, als ich bei Cumbia eifrig rumgewirbelt wurd eund bin bestens gelaunt um viertel vor zwei zum Haus von pri gegangen, wo dann nahtlos an Zuhause anknüpfend weitergefeiert wurde. So hatte ich einen wirklich außergewöhnlichen Heiligabend, den ich bisher nicht annähernd so hatte und trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb kann ich sagen, dass es eines der tollsten Weihnachtsfeste meines bisherigen lebens war. Eine unvergessliche Erfahrung, die ich schon ganz tief in mir aufgenommen habe und nie mehr loslassen werde.
Der erste Weihnachtstag (alleridngs wie schon oben erwähnt der einzige hier) lief ruhig an, ich lag mit meiner Familie am Strand und bin in die Wellen gehüpft.
Und so vergingen die tage bis heute, teilweise wurde ich von starkem Heimweh erfasst, habe den Duft der frischen Tanne im Wohnzimmer, die Kerzen, auch die Kälte und natürlich meine Familie vermisst. Aber es ist nun mal Weihnachten, ich liebe meine familie und da ist sowas legitim. =) Und es ist umso schöner wenn ich mir immer wieder ins Bewusstsein rufen kann, dass ich hier auch lieb gehabt werde, Freunde und eine Familie gefunden habe und ich deshalb einfach nur ein anderes Weihnachten hatte, das ebenso schön wie das Deutsche war.
Morgen schließt dann schon das Jahr und ich wünsche allen einen tollen Start in ein wundervolles, gesundes, erfolgreiches und glückliches jahr 2011! Das ist der letzte Post dieses Jahres, es ist erstaunlich wie schnell die zeit vorbeigeht, wie viel ich schon in den vergangenen 4 Monaten an Neuem gesehen, erlebt und gelebt habe, wie sehr ich mich in dieses Land verliebt habe, wie sehr ich Menschen hier liebgewonnen habe und was für eine tolle Zeit ich einfach schon hatte. Dieses Austauschjahr ist wundervoll und ich bin allen so dankbar die mir das ermöglichen.
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